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Menschenleerer Weg am Rheinufer bei Sonnenschein trotz bewölktem Himmel. Das Bild von Clark Ahten und das des Hundes, dem er begegnet ist

Wenn der Hund mehr Manieren hat als sein Mensch

Ich drehe meine morgendliche Joggingrunde, genieße das herrliche Wetter und grübele nebenbei so vor mich hin, als mir einfällt, dass der schon seit den Zeiten des kalten Krieges allen Umwelteinflüssen trotzende Weg, auf dem ich da einen Fuß vor den anderen setze, den Namen „Natorampe“ trägt. Was sind hier damals schwere Amphibienfahrzeuge und anderes Kampfgerät drüber gerollt. Wie viele Hochwasser haben diesen Weg schon über- und unterspült. Sowohl für Freizeitkapitäne als auch die Rettungsdienste dient der Weg nun schon Ewigkeiten als Zufahrt zum Rheinufer.
 
Und doch ist hier keine Spurrille zu erkennen, keine Absenkung, keine zerbrochenen Steine. Die komplette Straße ist in einem zwar alten, aber absolut funktionsfähigen Zustand. Warum bekommt man es heutzutage nicht mehr hin, eine Straße in solcher Qualität zu bauen? Braucht es wirklich einen Krieg als Anlass, um sich bei der Infrastruktur ein bisschen mehr Mühe zu geben? Nun, dann könnten ja mit all den Milliardenpaketen aktuell gute Zeiten für den Straßenbau anbrechen. Meine Hoffnung ist jedoch, dass die NATO diesen Weg hier niemals wieder für irgendetwas gebrauchen wird. Vielleicht bin ich etwas naiv.

Mit solchen Grübeleien komme ich am Rheinufer an einem Hund vorbei, der neben einer Parkbank sitzt. Alleine. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Der Fußweg am Ufer ist an dieser Stelle fast einen Kilometer lang schnurgerade und somit gut einsehbar. Ich denke an meinen Tauchlehrer, drehe mich um und jogge ein bisschen rückwärts, um die für den Flossenschlag erforderlichen Muskeln zu quälen. Nicht, dass da bei mir derzeit wirklich Muskeln vorhanden wären. Nach ein paar dutzend Metern bleibe ich erschöpft stehen. Und betrachte den Hund aus der Ferne. Er schaut aufs Wasser. Und sitzt da einfach nur rum. War er angeleint? So genau habe ich beim Vorbeilaufen nicht hingesehen. Ist sein Herrchen vielleicht die Böschung runter zum Wasser, um etwas einzusammeln oder pinkeln zu gehen, und ist ins Wasser gefallen? Ich laufe zurück. Gehe auch näher ans Wasser. Rufe laut „Hallo?“. Nichts. Kein Mensch.

Der Hund trägt ein Halsband. Ist eindeutig gepflegt, kein Streuner. Sitzt wie in Stein gemeißelt neben der Bank und schaut auf die Wellen des Rheins. Was tun? Ich schreibe eine Freundin auf dem Handy an, die mit ihren eigenen Hunden viel Gassi geht. Vielleicht kennt sie die tiefschwarzen Augen, die mich da so knuffig ansehen. Während ich auf ihre Antwort warte, kommt ein anderer Gassigänger vorbei. Ich ärgere mich gleich drauf, dass ich ihn nicht angesprochen habe, aber vermutlich dachte er, der Hund gehört zu mir. Zwei Radfahrer kommen vorbei. Der Hund sitzt weiterhin da wie eine in Fell verpackte Statue. Die Freundin meldet sich: Nein, den Hund kennt sie nicht. Am Horizont kommt ein weiterer Gassigänger mit einem sehr kleinen Hund um die Ecke. Ich grübele. Den braunen Vierbeiner hier einfach seinem Schicksal überlassen? Er wird schon irgendwann nach Hause finden. Es ist warm genug, dass ihm hier schon nichts passiert.

„Unsere ganze Gesellschaft ist aufgebaut auf dem Ich. Das ist ihr Fluch, und daran muß sie zugrunde gehen.“
Theodor Fontane, dt. Schriftsteller, Journalist, Erzähler und Theaterkritiker (1819-1898)

Andererseits herrscht aufgrund der Schweinepest bis auf Weiteres generelle Leinenpflicht für Hunde. Dieses flauschige Pelzknäuel hier macht auf mich nicht den Eindruck, dass er irgendein Wildschwein verschrecken oder über einen herumliegenden Kadaver herfallen würde. Aber das will noch lange nicht heißen, dass nicht irgendein übereifriger Jäger zu dem gleichen Schluss kommt wie ich, dass zu diesem Vierbeiner der zugehörige Zweibeiner fehlt und den armen Hund einfach über den Haufen knallt. Nein, wenn ich jetzt einfach weiterlaufe und das Tier hier zurücklasse, werde ich in den kommenden Tagen kein Auge mehr nachts zumachen. Ich setze mich wieder mit meiner Freundin in Verbindung, die schon anfängt, sich neben einer Leine auch ein paar Leckerlies zurechtzulegen. Der Gassigänger mit dem Mikrohund kommt langsam näher.

Da ich nichts Besseres zu tun habe, gehe ich ihm ein paar Schritte entgegen, grüße freundlich und frage ihn, ob er den Hund kennt. Er brummelt etwas Undeutliches, zwischen dem ich das Wort „ja“ herauszulesen glaube, geht an mir vorbei, ruft den Hund, der freudig aufspringt und gleich weiterläuft. Das vermisste Herrchen hat sich also gefunden. Spaziert einfach grußlos weiter und lässt mich herumstehend zurück. Fluchend gebe ich der Freundin die Entwarnung durch. Mir wird langsam bewusst, dass ich die ganze Zeit klatschnass geschwitzt im Wind herumstehe. Und wozu? Hatte ich vielleicht ein „Danke“ erwartet?

Was bin ich Vollhonk denn auch nur so ein unverbesserlicher Gutmensch?! Vielleicht hat Elon Musk am Ende doch recht. Empathie ist etwas für frühere Generationen. Hat in unserer heutigen Zeit nichts mehr verloren. Ich bin wohl langsam ein Dinosaurier. Genauso alt und ungelenk komme ich mir dann auch vor, als ich mich mit meinen kalt gewordenen Muskeln ans Weiterlaufen mache. Weiter grübelnd. Aber wenigstens nicht mehr über Verteidigungsbündnisse und Krieg. Sondern über Menschen und deren teils sehr unterschiedliche Wesensarten und Weltsichten. Produktiveres Grübeln? Wohl kaum.

Clark,
im August 2025

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  • Egozentrismus
  • Empathie
  • Weltansichten
  • Strassenqualität

Bildnachweis > ahten consult GmbH

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1 thought on “Wenn der Hund mehr Manieren hat als sein Mensch”

  1. Édith Kosmehl sagt:
    27. August 2025 um 12:36 Uhr

    Großartig, wie viele Gedanken zwischen altem Beton und einem scheinbar ausgesetzten Hund entstehen können 👍😃
    Der Hundehalter ist aber echt zum Fremdschämen 🫣
    Schade um unsere Gesellschaft.
    Das Zitat von Theodor Fontane hier ist über 100 Jahre alt und bewahrheitet sich leider immer mehr.

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